Rund um den Lake Victoria 2009



Rund um den Lake Victoria 2009 - Fortsetzung des Reiseberichts Ostafrika Reise
 
Mit reichlich Verspätung landen wir Mitte Juli früh morgens auf dem Kilimanjaro Airport bei Arusha. Neuerdings muss man ein Formular zur Schweinegrippe ausfüllen. Dieses Formular wird dann von der Polizistin entgegengenommen und anschließend ordnungsgemäß afrikanisch bearbeitet. Das heißt: Ungelesen auf den Boden geschmissen und sich um unsere Visa und Pässe gekümmert. Unser Gepäck war auch gleich da. Für unsere neue Zarges-Kiste hat sich der Zoll interessiert. Was da bloß drin ist? Doch wir hatten strategisch gut gepackt und so lagen Spielsachen und Klamotten von unserem sechsjährigen Sohn Moritz obenauf. Tja, Touristen sind halt komisch: Wenn sie bloß eine Safari in die Serengeti machen wollen, schleppen sie diese Kiste an. Aber, diese Box ist halt praktisch. Staubdicht und gut im Auto zu packen. Damit lässt der Zoll es bewenden. Alles andere macht nur Arbeit und so können wir unsere Lebensmittel (echtes deutsches Vollkornbrot in Dosen) und unseren neuen Gaskocher ins Land bringen.
 
Manfred erwartet uns zum Frühstück und unserem gewaschenen Landy. Alles ok und prima. Er läuft prächtig und die Kühlbox fängt auch gleich an zu kühlen. Zuerst fahren wir zur StanBic Bank, wo wir mit der EC-Karte Geld holen können. Gleich daneben ist der Shoprite Supermarkt. Gut, dass wir vor der letzten Abreise einen Einkaufszettel gemacht hatten. So absolvieren wir den Einkauf flott und sind sicher alles zu haben. Eine zweite Chance ergibt sich erst wieder in Nairobi. Und so brechen wir auf und fahren nach Namanga. Anfangs ist es noch eine gute, geteerte Straße, doch nach wenigen km beginnen Bauarbeiten und so ist daneben nur eine Behelfstrasse geschoben, über den sich nun der gesamte Verkehr mit 40to LKW usw. zwischen Kenya und Tanzania bewegt. Nach 2,5h haben wir die 110km geschafft und stehen vor dem Zoll von Tanzania. Große Überraschung. Wir brauchen nicht für die letzten acht Monate die 20 USD RoadTax pro Monat nachzahlen. Bei der Einreise in Kenya sparen wir von der neuen VISA-Regelung, die am 1. April in Kraft getreten ist. Visa kosten nur noch 30 USD (vorher 50USD) und Kinder bis 15 Jahren sind nun davon befreit. Und es wird keine Road Tax mehr erhoben. In Namanga selbst ist die KCB (Kenya Commercial Bank) und bei deren ATM können wir mit VISA Geld holen. Auf nach Nairobi.
 
Auch in Kenya ist die Straße eine Baustelle und wir kommen nur langsam voran. Hm, keine Road Tax haben wollen, aber Straßen bauen. Das nenne ich eine win-win-Situation. In Nairobi stehen wir auf dem Acacia Camp. Das ist das privatisierte Camp der Nationalparkverwaltung KWS (S01,21,324//E36,45,696) und kostet 400KSH, Moritz ist frei. Beim Ausräumen stellen wir fest, dass uns der Wasserkanister durch die Behelfspiste heruntergefallen ist. Leider ist er auf die Milchtüten gefallen und hat dabei den Hahn des Wasserkanisters geöffnet. Innen schwimmt alles. Wir hatten nicht mit Piste gerechnet und daher die Milch nicht richtig verstaut. Und den Wasserkanister offenbar auch nicht richtig verzurrt. 30 Liter Wasser plus 1 Liter Milch tropfen aus den Türen. Wir gehen ins Restaurant essen: Chicken Curry und für den kleinen Feinschmecker einen Cheeseburger & Chips.
 
Nach einem leckeren Frühstück mit Spiegeleiern und Cornflakes versuchen wir die Campsite von Chris, die Jungle Junction zu finden, aber unsere Koordinaten sind falsch und die Adresse habe ich nicht aufgeschrieben. So werden wir wieder auf dem Acacia Camp stehen. Doch vorher schauen wir uns noch den Vorort Karen an, der auf der ehemaligen Farm von Karen Blixen entstanden ist. Dort besuchen wir das Karen Blixen Museum, das ehemalige Farmhaus, was bei den Dreharbeiten von 1985 wieder renoviert wurde. Es liegt in einem weitläufigen Garten und ist mit zahlreichen privaten Gegenständen der Dänin ausgestattet. Moritz rennt durch den Garten und wir bewundern ihn.

Haus Ostafrika
Anschließend besuchen wir das Giraffe Center (www.giraffecenter.org). Moritz kann hier Giraffen füttern und streicheln. Dazu ist ein Podest errichtet, so dass wir Augenhöhe haben. In der Mitte des Podestes gibt es eine kleine Ausstellung. Im kleinen Cafe essen wir getoastete Sandwichs und machen uns dann auf zu Sheldricks Elefantenwaisenhaus. Doch leider ist es nur morgens von 11h00 bis 12h00 offen. So stellen wir uns hinten in dem täglichen Stau Nairobis an und fahren im Dieselqualm im Schritttempo zum Bahnhof. Nairobi liegt auf 1.700 bis 1.900m Höhe und das merkt man den Dieselmotoren halt an.

Ostafrika Gebäude

Am Bahnhof ist das Eisenbahnmuseum, welches ebenso von den Dreharbeiten 1985 profitierte. Einige Loks und Waggons die für die Dreharbeiten benötigt wurden, wurden damals renoviert. Natürlich fuhr die Dampflok nicht wirklich, sondern wurde ganz hinten von einer Diesellok geschoben und oben kam halt nur Wasserdampf raus. So ist das im Film. Anschließend fahren wir zurück, tanken für 6,79 KSH/Liter Diesel und stehen um 17h00 auf der Campsite. Wir grillen leckere Boerewurst mit Kartoffeln und Paprika. Es wird kühl hier oben.
Zug Afrika
 
Bevor wir Nairobi verlassen, fahren wir nochmal bei Sheldrick´s Elefantenhaus (www.sheldrickwildlifetrust.org) vorbei und es hat sich gelohnt. Zwei Gruppen von „kleinen“ Elefantenbabies im Alter zwischen 3 bis 9 Monaten werden zum Schlammbaden an das Schlammloch gebracht, wo wir sie betrachten können. Selbst Moritz hätte nicht besser in der Matschepampe spielen können. Hier werden sie aufgezogen und später im Tsavo West NP ausgewildert. Zum Schluss kommt noch ein einzelnes Nashornbaby. Während wir da stehen, fällt neben uns ein junger Weißer um. Hitzschlag. Ab in den Schatten, Beine hoch, Wasser auf dem Kopf. Völlig unverständlich wir viele neben uns herumstehen. Badeschlappen, kurze Hosen, Spagettiträger, nix auf dem Kopf. Dafür die Haut knallrot. Die Sonne wird in dieser Höhe mit dem kühlenden Wind völlig unterschätzt und wir stehen ohne Schatten über eine Stunde herum.
Elefanten Ostafrika

Wir fahren weiter zum Karen Shopping Center, welches einen sehr guten Fleischer hat und machen unsere Kühlbox wieder einmal voll. Wir fahren am Rande des Rift Valley auf der alten Straße und haben phantastische Ausblicke. Die Straße windet sich am östlichen Berghang entlang und ermöglicht Blicke in das bis zu 800m unter uns liegende Rift Valley. An einer schönen Stelle halten wir an und essen unsere Samosas aus dem ShoppingCenter. Später geht es hinab ins Tal und hinter dem Abzweig bei Mai Mahiu fängt es zu regnen an. Gut dass wir unser Dach abgeklebt haben, so bleiben wir innen trocken.

Landschaft Ostafrika

Gegen 16h30 erreichen wir das Fisherman's Camp (www.fishermanscamp.com) am Lake Naivasha (S00,49,583//E36,20,180) welches auf 1.911m im Rift Valley liegt. das Camp hat eine grüne Wiese und viele schatten spendende Fieberakazien und liegt direkt am See. Es sind nur wenige Gäste auf dem großen Platz, so haben wir einen ruhigen Aufenthalt. Wir gehen kurz zum Bootsanleger und plötzlich kommt ein Fischotter vorbei und spielt daneben. Und wir haben keine Kamera dabei, um dieses seltene Tier abzulichten! Später kriegen wir Feuerholz geliefert und so sitzen wir am Lagerfeuer, grillen Steaks und schauen auf das Wasser.
Urlaub Ostafrika
 
Nachts hat es lange geregnet. Stundenlang trommeln die Tropfen auf die Zeltdächer. Nur Moritz schnarcht und ist ganz überrascht, dass morgens sein Zelt nass ist. Ganz Mamas Sohn. Aber zum Frühstück scheint schon wieder die Sonne und so essen wir Toast mit Ham & Eggs. Sodann lassen wir uns mit dem Boot eine Stunde über den See fahren. Das ist eine ganz andere Perspektive, richtig gut. Wir sehen natürlich die obligatorische Hippos, aber vor allem viele Pelikane, Kormorane, Kraniche, Enten usw. Und wir kommen auch an Elsamere vorbei. Das Haus steht auf einer kleinen Landzunge gut 20m oberhalb vom See.

Pelikane Kenia
 
Mittags füllen wir von einem Kanister in den anderen Wasser um und stellen fest, dass ein Kanister undicht ist. Mit einer dialektischen Symbiose aus Fingerspitzengefühl und emotionalen Ausbrüchen versuchen wir den Gummiring wieder richtig in den Deckel reinzudrücken, aber es gelingt uns nicht. So entsorgen wir den Weithals-Kanister, der uns mehr als 10 Jahre gute Dienste geleistet hat. Wir haben noch drei. Hakuna matata.

Um 15h00 öffnet Elsamere (www.elsatrust.org) und so machen wir uns rechtzeitig zu Fuß auf den Weg und laufen die Straße entlang. Elsamere ist das ehemalige Wohnhaus von Joy und George Adamson, die wir von den Filmen Born Free (Frei geboren) mit der Löwin Elsa kennen. Die Forschung fand im heutigen Marsabit NP statt, aber hier haben sie gewohnt. Das Wohnhaus ist Museum und Besucherzentrum, wo im Film ihr Wirken dargestellt wird. Die Nebengebäude dienen bis heute der Forschung und erlauben Wissenschaftlern aus aller Welt den Aufenthalt. Die Einnahmen aus den Filmen „Born Free“ und „Born Free II“ sowie den Büchern wurden einer Stiftung übertragen, die heute Eigentümerin der Liegenschaften ist. Nach 2h verlassen wir Elsamere und fahren im Matatu für 50 Shilling zum Fishermann's Camp zurück. Abends grillen wir wieder am Lagerfeuer, essen und trinken und gehen den Gedanken des Tages nach.

Die letzte Nacht auf dem Fishermann's Camp war etwas lauter. Eine indisch stämmige Familie meinte unbedingt uns alle ihren Musikgeschmack nahebringen zu müssen. Nach einer kurzen Weile haben wir anderen ihr klargemacht, dass wir auch richtig Krach machen können. Die afrikanischen Hörner die Manfred dem Landy beim letzten Mal eingebaut hat, sind richtig laut. Aber nicht mit dem deutschen TÜV vereinbar. Damit muss ich leben. Als die Familie dann endlich ihre Musik abgeschaltet hat, brandete quer über den Platz Applaus auf.

Am nächsten Morgen braten wir unsere vorerst letzten Eier und brechen zum Ort Naivasha auf. Dort besichtigen wir den kleinen Bahnhof, der noch aus der Kolonialzeit stammt und von der ugandischen Eisenbahn errichtet wurde. Deshalb befindet sich auf den Wartebänken immer noch die Stamps „UR“ für Uganda Rail. Naivasha gehörte zum Verwaltungsbezirk Uganda der britischen Kolonialverwaltung. Erst 1937 kam es in Folge einer Verwaltungsreform zu Kenya, da Naivasha aus Uganda nicht richtig befriedet werden konnte. Diese Grenzziehung ist bis heute gültig.

Nationalpark Kenia

Hinter Naivasha erklimmen wir den Rand des Rift Valleys. Dann folgt ein kurzes Stück Teerstraße und danach eine üble Piste die Berghänge des Aberdare hinauf zum Mutubio Gate auf 3.287m Höhe. Sie windet sich an den steilen Berghängen durch dichten Wald hinauf. Endlich um 12h00 stehen wir am Gate. Es erfolgt eine kurze Überprüfung der SmardCard und schon sind wir drin. Die SmardCard hatten wir uns in Nairobi beim Headquarter der Nationalparkverwaltung KWS geholt. Damit wird Bargeldverkehr an den Zugängen unterbunden. Dafür kriegt man diese SmarcCards aber nur an drei oder vier Stellen in Kenya und manchmal sind die Lesegeräte an den Gates kaputt, wie letzten Herbst im Amboseli NP.

Piste Kenia

Wir folgen der Piste auf dem Hochplateau. Rechts und links von uns ist dichte Vegetation die nur von den zahlreichen Wildwechseln schneisenartig durchbrochen wird. Wir sehen viele Spuren und Kot, aber kein lebendiges Viehzeug. Wir fahren zuerst zu unserer Reedbuck Campsite. Dort ist alles ok. Wasser fließt, wenn auch nur kaltes. Hier meine ich richtig kaltes Gebirgswasser!!! Nix mit Dusche. Die ist aber vorhanden und sauber. Aber der Ausblick, herrlich. Wir fahren zu den Karuru Fällen, den dritthöchsten Afrikas mit 287m. Die Landschaft wechselt sich ab zwischen Hochmooren und (Bambus-)Wäldern. Die schönste Piste führt zum Supper Hut, einer Berghütte, die man wochenweise mieten kann.

Nachmittags stehen wir wieder auf unserer Campsite. Es pfeift ein kalter Wind auf diesem Plateau und die Sonne versteckt sich hinter Wolken. Wir sind auf 2.969m. Da wir ohne Umzäunung mitten im Park stehen, wo es die Big Five zahlreich gibt, fangen wir früh an zu grillen. Die letzten Würste werden ihrer Bestimmung zugeführt. Während wir essen, grasen Kronenducker und andere Ducker neben uns. Nur bei hektischen Bewegungen rennen sie kurz weg und kommen bald wieder. Um 20h00 ist es so dunkel, dass wir in die Zelte gehen. Daniela schläft heute bei Moritz und wir haben unsere „Toiletten“-Behälter für die Nacht präventiv in den Zelten.
Antilope Afrika

Die Nacht war eiskalt. Tief lagen wir in unseren Schlafsäcken. Neben dem Landy wurde Gras gerupft und gerupft. Man glaubt gar nicht, wie laut dass sein kann, wenn sonst nichts zu hören ist. Wenn jetzt ein kleines Kätzchen vorbeigekommen wäre, wäre es ruhig. Dafür würde es dann stinken. Auch keine Alternative. Als es draußen hell wird, luge ich aus meiner erhöhten Position heraus. Nix zu sehen. Das ist auch kein Wunder, ist ja alles grün und dicht bewachsen. Raus in die Kälte. Der Kaffee braucht lange, bis er kocht. Wir sind halt ziemlich hoch. Zum Frühstück haben wir vier Lagen an und Moritz noch zwei Hosen. Dann setzen wir ihn in den Landy und lassen die Standheizung laufen. Mit klammen Händen packen wir unsere Sachen zusammen.

Wir nehmen den langen Weg zu den Magwa Falls und den Chania Falls. Beides sehr schöne Wasserfälle in dieser zerklüfteten, aber sehr bewachsenen Bergwelt. Wir sind ganz allein hier oben. Und wenn wir uns zu Fuß auf den Weg zu den Fällen machen, schauen wir misstrauisch in die Büsche.

Wir haben das Wandare Gate schon vor uns im Blick, als wir stoppen müssen. Direkt vor uns auf der Piste besäuft sich eine Herde Elefanten. Unmittelbar neben der Piste ist ein Wasserloch. So sehen wir doch noch Tiere, die hier in der Ausprägung der kleineren Waldelefanten vertreten sind. Eine Stunde sehen wir dem Besäufnis zu, dann lasse ich den Motor an. Keine Reaktion. Ich rolle ein paar Meter. Keine Reaktion. Pole pole. Sie sind noch durstig. Endlich, nach einer weiteren halben Stunde hat auch jeder Elefant ausgiebig getrunken und wir rollen vorsichtig an der Gruppe vorbei zum Gate. Dass wir jetzt erst deutlich nach 12h00 am Gate stehen ist für die Ranger kein Problem. Sie haben uns und die Elefanten stehen sehen. Hakuna matata. Es bleibt bei dem einen Tageseintritt. Somit verbleibt noch ein Guthaben auf der SmardCard, welche wir solange behalten, bis sie alle ist. Und wir wollen ja noch einen Nationalpark besuchen. Im Herbst. Also weiter zu Mweige und dann der Straße nordwärts zum Äquator Richtung Nyahururu folgen.

Elefanten Strasse Afrika

Gut 30km vor Nyahururu haben wir laut unserem Navi den Äquator erreicht. Merkwürdig, dass wird mit massiven Schlägen gegen die Unterseite von Danielas Fußraum kund getan. Ich halte sofort an und schaue unter den Landy. Die vordere Kardanwelle hängt auf der Straße. Das Kreuzgelenk am Mitteldifferential ist gebrochen. Also, Werkzeugkiste raus. Die Kardanwelle muss von der Vorderachse geschraubt werden und dann können wir mit gesperrten Mitteldifferential per Heckantrieb weiterfahren.

Während ich in typischer LandRover-Position bin, hält hinter uns ein Wagen und ein freundlicher Mann fragt, ob er uns behilflich sein könnte. Kann er, denn ich kriege eine Schraube nicht ab. So liegen wir bald zu zweit unter dem Landy und schrauben gemeinsam. Das ist Völkerverständigung. Nach einer Weile ist die Kardanwelle ab. Wir legen alles in den Wagen und Bernard Ngari ist der festen Überzeugung in Nyahururu kriegen wir das repariert. Also Sperre rein und per Heckantrieb brausen wir weiter. Bernard ist eigentlich der Restaurantmanager des Hotels The Ark im Aberdare NP, wo wir gerade herkommen und hat seinen freien Tag und will Verwandte in Nyahururu besuchen. Er führt uns zu einer Werkstatt mit einem älteren ergrauten Chef, der sich auch sogleich an die Arbeit macht. Bernard dolmetscht. Wir kriegen eine Einkaufsliste an Ersatzteilen und dann fahren wir zwei los und klappern diverse Ersatzteilhändler ab. Wir kriegen auch fast alles. Nur nicht die Gabel des Kreuzgelenks. Der ergraute Schädel wird nachdenklich hin und her gewogen und dann holt er einen Schlüssel und schließt einen erbärmlichen Holzverschlag auf. Er verschwindet darin, kramt scheppernd herum und kommt mit einer hinteren Kardanwelle nebst Kreuzgelenk eines Landy 110 heraus. Die Kreuzgelenke werden verglichen und für gleich befunden. Sodann macht er sich mit einem Gehilfen daran, dass Kreuzgelenk aus und mit dem neuen Gelenk wieder an meine vordere Kardanwelle zusammenzuschrauben.

Unglaublich, mit welcher Geduld und mit welchem Feingefühl er zu Werke geht. Es ist schon dunkel als alles wieder zusammengebaut ist. Kurze Probefahrt. Alles ok. Kein Spiel im Antriebsstrang. Das spart uns die Rückfahrt nach Nairobi. Angesichts der Uhrzeit und der innerlichen Anspannung der letzten Stunden gehen wir nicht auf die Campsite, sondern in die Thomson Falls Lodge und nehmen ein Zimmer nebst Dinner und Frühstück. Als der Bauch gefüllt und alles mit reichlich Bier herunter gespült ist, gehen wir um 21h30 in die Betten.

Es geht weiter nordwärts, in den Norden Kenyas. Wir folgen noch unserer ursprünglichen Planung dem Rift Valley zu folgen. Bis Rumiruti geht die Teerstraße und die Landschaft ist grün und teilweise bewaldet. Dahinter beginnt Piste und mit jedem km lässt die Vegetation nach. Später ist nur noch Buschlandschaft. Die Menschen leben in Strohhütten. Am frühen Nachmittag erreichen wir Maralal und stehen auf dem Yare Safari Camp (www.yaresafaris.co.ke). Den Nachmittag verbringen wir geruhsam: Moritz spielt, Daniela macht Wäsche, ich räume den Landy aus, so dass der Teppich weiter trocknen kann.

Dusche Afrika

Wir verlassen Maralal am nächsten Morgen. Es geht weiter nordwärts. Auf steilen Pisten die über nackten Felsen führen, erklimmen wir hohe Berge. Bis zum Lake Turkana werden wir auf dieser Strecke heute mehr als 2.100 Höhenmeter überwinden müssen. Der höchste Pass liegt auf 2.585m. Die Piste für stets nordwärts und geht treppenartig, von einer Stufe zur Nächsten abwärts. Auf jeder Ebene lässt die Vegetation weiter nach. Bis nur noch Felsenwüste übrig ist. Das ist eine Serir-Landschaft, die wir aus der Sahara kennen, aber nicht mit dem weitläufig verbreiteten Bild Kenyas übereinstimmt.
Dorf Afrika
Piste Afrika
Lake Turkana Kenia

Gleichzeitig steigt die Temperatur stetig an. Endlich um 16h00 erreichen wir den Lake Turkana. Wie ein blauer Edelstein liegt er im dunklen, fast schwarzen Lavagestein. Wir folgen dem See am östlichen Ufer nordwärts bis Loyongalani. Die El Molo Lodge & Campsite hat auch schon mal bessere Zeiten gehabt. Sie ist sehr heruntergekommen, aber wir stehen idyllisch unter Palmen. Das Beste ist der vorhandene Pool der aus heißen Quellen gespeist wird. Nach dem wir den Landy in eine einigermaßen waagerechte Position unter den Palmen manövriert haben, gehen wir alle baden. Die Campsite liegt auf 402m und es ist heiß. Und schwül. Wir tropfen alleine schon vom Atmen. Leider verliert der linke Vorderreifen Luft, er muss gewechselt werden. Offensichtlich hat er die Piste über die scharfkantigen Lavasteine nicht überstanden. Ich fahre ins Dorf zum Reifenhändler. Ja, Reifenwechsel können sie machen. Kostet 300 KSH. Ist gut, er soll es machen. Ja, ob ich denn einen Reifenspanner und Wagenheber hätte? Nein, habe ich nicht. Deswegen bin ich ja zu ihm gefahren. Was, ich fahre mit solch einem Wagen ohne Spanner und Wagenheber? Wenn ich ein Ersatzrad mitbringen muss und auch noch das passende Werkzeug, warum sollte ich dann zu ihm kommen und es nicht gleich selber machen? Das leuchtet ihm ein und er schickt einen Gehilfen los einen Spanner und einen Wagenheber besorgen. Nach 15 Minuten ist alles gewechselt und wieder montiert. Ich bin schweißnass in meinem schattigen Zuschauerbereich. Ich fahre zurück auf die Campsite. Angesichts der heruntergekommenen Anlage, und dass das Klo nur aus einem balkenumrandeten Loch im Sandboden besteht und die Campsite nicht unmittelbar am See liegt, beschließen wir morgen wieder umzukehren.

So bezahlen wir am nächsten Morgen den völlig überteuerten Preis von 2.250KSH und fahren dieselbe Strecke bis Maralal zurück. Unterwegs sehen wir wieder viele Menschen mit Kalaschnikows. Sie sind zu uns alle freundlich und winken. Ich frage einen Mann, ob es denn unsicher sei. Er sagt mir freundlich, nein für Touristen ist alles völlig sicher. Daraufhin frage ich zurück, ob es denn für sie sicher sei? Naja, das kommt darauf an. Die Lage ist kompliziert... Um 16h00 sind wir wieder in Maralal auf der Yare Safari Campsite.
 
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Autor: Remo Nemitz