Gorilla
Der Gorilla ist eine Primatenart aus der Familie der Menschenaffen und der größte lebende Primat.
Verbreitung
Der Gorilla ist ein Bewohner des tropischen Regenwaldes und Bergregenwaldes und kommt im zentralen Teil von Afrika vor. Das Verbreitungsgebiet des westlichen Flachlandgorillas erstreckt sich von Südost-Nigeria über Äquatorialguinea und Gabun bis in die Republik Kongo; der Östliche Flachlandgorilla lebt im östlichen Teil der Demokratischen Republik Kongo. Berggorillas leben auf den Virunga-Vulkanen und den Bwindi-Bergen im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo.
Beschreibung
Die Gorillas werden unterschiedlich groß. Die Körperhöhe bei Silberücken ist im aufrechten Gang 1,70 m bei den Flachlandgorillas und weit über 2 m bei den Grauergorillas. Die Weibchen werden bei allen drei Gorillaarten um die 1,50 m groß. Die Armspannweite übertrifft die Körperlänge und kann bis zu 2,75 m betragen. Beim Gewicht gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern, während Weibchen nur rund 70 bis 90 kg schwer werden, können Männchen bis zu 275 kg erreichen, besonders wohlgenährte Tiere in Gefangenschaft erreichen sogar 350 kg.
Die Fellfarbe der Gorillas ist meist schwarz, bei älteren Männchen entwickelt sich ein silbergraues Rückenfell, weswegen sie auch als "Silberrücken" bezeichnet werden. Das Fell der Berggorillas ist besonders lang und seidig. Wie alle Menschenaffen sind Gorillas schwanzlos. Der Körperbau der Gorillas ist robust, das Gesicht und die Ohren sind unbehaart und weist stark ausgeprägte Überaugenwülste auf.
Lebensweise
Gorillas sind tagaktive Waldbewohner. Während die Flachlandgorillas tropische Regenwälder bevorzugen, kommen Berggorillas eher in Sekundärwäldern vor. Berggorillas sind in erster Linie Bodenbewohner, Flachlandgorillas klettern oft auf Bäume, auch die schweren Männchen erklimmen oft bis zu 20 m hohe Bäume, um nach Nahrung zu suchen. Auf dem Boden bewegen sich Gorillas auf allen Vieren im Knöchelgang, das heißt dass sie sich auf die mittleren Fingerglieder aufstützen. Zur Nachtruhe errichten sie sich Blätternester, jede Nacht wird ein neues erbaut, was aber kaum mehr als 5 Minuten in Anspruch nimmt. Berggorillas haben ihre Nester vorwiegend auf dem Boden, Flachlandgorillas in den Bäumen.
Die durchschnittliche Gruppengröße umfasst 10 bis 15 Tiere, es wurden aber auch schon Gruppen von 2 bis 30 Tieren beobachtet. Das Zentrum der sozialen Gruppe bilden die Weibchen mit ihren Jungen. Gemeinhin lebt ein Gorillamännchen (selten auch zwei oder mehrere Männchen) mit ihnen. Die frühere Annahme, dass es sich um eine patriarchalische Sozialstruktur mit Haremcharakter handele, wurde durch die bisherigen Erkenntnisse aus der Biologie/ Anthropologie widerlegt. Es ist erstaunlich, wie sich diese Fehlinterpretation überhaupt heraus bilden und so lange behaupten konnte. Die Weibchen wählen ein Männchen aufgrund von bestimmten Kriterien aus (z.B. Erfahrungen bei der Erschließung neuer Nahrungsressourcen und beim Erkennen von Gefahren). Sobald das Männchen diesen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird, setzen die Weibchen ihn umgehend ab und tauschen ihn aus. Fraglich bleibt hier also auch, inwiefern der Führungsbegriff, der dem Männchen zugeschrieben wurde, seiner Rolle tatsächlich gerecht wird.
Das Gruppenverhalten ist flexibel, temporäre Aufspaltungen zur Nahrungssuche sind häufig. Im Gegensatz zu vielen anderen Primatenarten verlassen sowohl Weibchen als Männchen ihre Geburtsgruppe, um sich neu zusammenzuschließen. Die Gruppen sind generell langlebig, manchmal kommt es zu Kämpfen zwischen Männchen um die sogenannte "Führungsrolle" in einer Gruppe. Siegt ein neues Männchen, tötet es die gezeugten Kinder des unterlegenen. Der biologische Nutzen dieses Infantizids kann in der Tatsache gesehen werden, dass säugende Weibchen nicht schwanger werden, nach dem Tod des Jungtieres jedoch schnell wieder empfängnisbereit sind.
Das Revierverhalten ist wenig entwickelt, mehrere Gruppen suchen an den gleichen Stellen nach Nahrung, vermeiden jedoch direkten Kontakt miteinander. Da ihre Nahrung vorwiegend aus Blättern besteht, sind ihre Streifzüge zur Nahrungssuche kurz. Das beruht zum einen im Überfluss an Blättern, zum anderen im geringen Nährwert ihrer Nahrung, der sie zu langen Ruhepausen zwingt. Gorillas kennen eine Reihe von Lauten, Schreie und Grunzen, die zur Lokation von Gruppenmitgliedern und fremden Gruppen sowie als Ausdruck der Aggression verwendet werden. Bekannt ist das Trommeln auf die Brust. Dieses Verhalten, von dem man früher dachte, es werde nur von älteren Männchen praktiziert, wird von allen Tieren ausgeübt. Vermutlich dient es der Standortangabe oder als Begrüßungsritual.
Gorillas benutzen ebenso wie Schimpansen stachelige, gerbstoffhaltige Blätter, um sich von lästigen Darmparasiten zu befreien. Sie fressen eine größere Zahl dieser Blätter unzerkaut, so dass diese die Würmer von den Darmwänden abschaben. Näheres: Siehe dort. Gorillas sind mit einem Körpergewicht von ca. 100 kg für die Weibchen und bis zu 275 kg für die Männchen die schwersten Menschenaffen. Sie halten sich überwiegend am Boden auf und suchen dort nach Nahrung. Gorillas sind ausschließlich Vegetarier. Sie fressen krautige Pflanzen, Stängel, Schösslinge und Sprossen. Diese Nahrung ist sehr rohfaserreich, aber oft nährstoffarm. Gorillas müssen daher großen Mengen fressen und sind damit den ganzen Tag beschäftigt. Zwischendurch müssen sie aber längere Ruhephasen zur Verdauung einlegen.
Gorillas leben konfliktarm. Obwohl sie von der Kieferstärke und Körperkraft her in der Lage wären, anderen erhebliche Verletzungen zuzufügen, vermeiden sie kämpferische Auseinandersetzungen.
Ernährung
Von allen Menschenaffen sind Gorillas die ausgeprägtesten Pflanzenfresser. Ihre Hauptnahrung sind Blätter, je nach Saison nehmen sie in unterschiedlichem Ausmaß auch Früchte zu sich. Ein erwachsenes Tier braucht durchschnittlich 25 kg Nahrung pro Tag. Als tierische Beikost nehmen sie höchstens Insekten zu sich, meistens unabsichtlich, wenn diese sich auf den von ihnen verzehrten Pflanzen befinden. Aufgrund ihrer Körpergröße müssen sie den größten Teil ihrer aktiven Perioden fressend verbringen.
Gefährdung
Der Zoologe und Afrikareisende Paul B. du Chaillou (1835-1903) bewirkte durch seine Unternehmungen (u.a. Gorilla-Jagden) und seine Publikationen, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Interesse an Gorillas in den USA und auch in Europa rasant zunahm. Eins der Symptome dieser Popularität ist z. B. die Filmfigur "King Kong".
Mittlerweile stehen alle drei Gorilla-Unterarten auf der Roten Liste der IUCN. Es gibt noch schätzungsweise 100.000 bis 150.000 freilebende Gorillas.
Am häufigsten ist noch der Westliche Flachlandgorilla, dessen Population auf 90.000 bis 100.000 Tiere geschätzt wird. Vom Östlichen Flachlandgorilla leben noch maximal 15.000 Tiere. Am bedrohtesten ist der Berggorilla, nur noch etwa 400 bis 700 Individuen leben auf den Virunga-Vulkanen und den Bwindi-Bergen im Grenzgebiet zwischen Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo.
Erwachsene Gorillas haben keine natürlichen Feinde, Jungtiere fallen gelegentlich Leoparden zum Opfer. Die größte Bedrohung geht vom Menschen aus, der durch Rodung der Wälder den Lebensraum dieser Tiere immer mehr einschränkt. Hinzu kommt, dass der Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo die Umsetzung von nötigen Schutzmaßnahmen sehr erschwert.
Seit 2000, insbesondere aber im Jahr 2006 grassieren Seuchen des Ebola-Virus in den Populationen, mit extrem hoher Sterblichkeit.
In Zoos werden häufig Gorillas gehalten, allerdings nur Flachlandgorillas. Nach jahrzehntelangen Schwierigkeiten gelingt heutzutage auch in menschlicher Obhut die Fortpflanzung dieser Tiere. Ein bekannter Gorilla war das 2003 gestorbene Albino-Männchen Copito de Nieve aus dem Zoo Barcelona. Die berühmteste Gorilla-Forscherin war Dian Fossey.
Ordnung: | Primaten (Primates) |
Unterordnung: | Trockennasenaffen (Haplorhini) |
Teilordnung: | Altweltaffen (Catarrhini) |
Überfamilie: | Menschenartige (Hominoidea) |
Familie: | Menschenaffen (Hominidae) |
Gattung: | Gorillas |