Flusspferd
Das Flusspferd, auch Nilpferd genannt, ist ein sehr großes, pflanzenfressendes Säugetier aus der Familie der Flusspferde. Die einzige andere Art in der Flusspferd-Familie ist das Zwergflusspferd (Choeropsis liberiensis) in West- und Zentralafrika.
Das Flusspferd ist enger mit Schweinen als mit Pferden verwandt. Die früher oft gebrauchte Bezeichnung "Nilpferd" stammt daher, dass die ersten Flusspferde am Nil entdeckt wurden, wo sie aber am Unterlauf bereits ausgerottet wurden.
Beschreibung
Die Schulterhöhe eines erwachsenen Flusspferdes beträgt ca. 1,50 m, die Länge etwa 4,50 m, 50 cm entfallen auf den kurzen, abgeflachten Schwanz. Das Flusspferd wiegt zwischen 2.700 und 4.500 kg. Daher gilt es nach den Elefanten zusammen mit Nashörnern als zweitgrößtes Landtier. Ein Flusspferd kann eine maximale Geschwindigkeit von 48 km/h erreichen.
Der Kopf des Flusspferds ist sehr groß, breit, flach und kann bis zu 450 kg schwer werden. Ohren, Augen und Nasenöffnungen erheben sich so weit über dem Kopfprofil, dass sie aus dem Wasser herausragen, wenn sich das Tier unter der Wasseroberfläche befindet. Die Ohren sind im Vergleich zum Kopf sehr klein.
Flusspferde haben 44 Zähne: In jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Prämolaren und drei Molaren. Die unteren Schneidezähne stehen wie bei den meisten Schweinen nahezu waagerecht und bilden riesige Hauer. Sie arbeiten gegen die oberen Eckzähne, so dass sich diese gegenseitig anschärfen und eine gefährliche Waffe darstellen. Der auf kurzen Säulenbeinen ruhende, plumpe fassförmige Körper ist fast nackt. Die graubraune Haut geht in den Hautfalten und um die Augen und Ohren in gelblich Rosa über.
Verbreitung
In der Vergangenheit kam das Flusspferd auf gesamten afrikanischen Kontinent vor. In Nordwestafrika verschwand es vor etwa 3.500 Jahren. Im Jordan-Tal kam es noch in biblischer Zeit vor. Heute findet man es nur noch in Afrika südlich der Sahara, wobei es am unteren Nil und im Kapland, sowie in weiten Teilen Westafrikas ausgerottet ist. Es ist in langsam fließenden Gewässern aller Größen mit Uferbänken und Sandstränden mit Wassertemperaturen von 18 bis 35 °C zu finden. Stomschnellen werden vermieden. Das Wasser muss tief genug sein, es zu bedecken. Zum Weiden benötigt es Grasland in der näheren Umgebung der Gewässer.
Flusspferde kommen u. a. in folgenden Naturschutzgebieten vor: Ndumo, Krügerpark, Moremi Game Reserve, Chobe, Mana Pools, Kafue, Südluangwa, Upemba, Tsavo, Arusha, Manyarasee, Ngorongoro, Salonga, Ruwenzori, Virunga, Murchinson Falls, Königin Elizabeth, Meru und Massai Mara, Malawisee, Malombesee, Shire-Fluss, Sambesi, Selous Game Reserve.
Lebensweise
Flusspferde leben in Gruppen von bis zu 20 Tieren, sogenannte Schulen ("Hippo Schools"). Diese Gruppen werden von einem Weibchen angeführt und haben im Wasser und auf dem Land fest abgegrenzte Territorien. Die Markierung der Reviergrenzen wird durch Bullen vorgenommen, indem Dung und Urin mit kreisenden Schwanzbewegungen auseinanderwirbelt und an Gras, Büschen oder im Wasser verteilt wird. Ältere Bullen leben manchmal einzelgängerisch, für gewöhnlich führen sie aber Gruppen, die aus Weibchen und Jungtieren und manchmal auch jüngeren Männchen bestehen. Jüngere Bullen werden mit Einsetzen der Geschlechtsreife von älteren Bullen verjagt.
Gegenüber Artgenossen werden die Reviere erbittert verteidigt. Zwischen rivalisierenden Bullen kann es zu schweren Kämpfen kommen, die sogar tödlich enden können. Das Aufreißen des Maules ist kein Gähnen sondern eine Drohgebärde.
Flusspferde sind gut an ein Leben im Wasser angepasst; an Land verlieren sie viel Wasser durch Schwitzen und bekommen schnell einen Sonnenbrand. Vor den Einwirkungen des Wassers und der Sonne sind die Tiere durch einen rosafarbenen Hautdrüsenschleim geschützt, der bei Erregung stärker abgesondert wird. Im Wasser sind sie oft bis auf die Nasenlöcher untergetaucht; diese lassen sich auch verschließen, so dass das Flusspferd bequem bis zu zehn Minuten unter Wasser bleiben kann. Flusspferde verbringen ihr Leben zwar im Wasser, sind aber schlechte Schwimmer. Meistens laufen sie auf dem Grund des Gewässers oder lassen sich vom Wasser tragen.
Hauptsächlich kommen sie nachts, meistens auf feststehenden Wechseln, an Land und fressen Gras auf der an das Wasser angrenzende Ebene. Flusspferde benötigen täglich bis zu 50 kg Pflanzenmasse. Flächen in der Nähe langsam dahinströmender afrikanischer Flüsse, die an glatte grüne Rasen erinnern, deuten normalerweise auf Weideaktivitäten der Flusspferde hin. Um zu ihren Weideflächen zu gelangen, können Flusspferde aber auch Strecken von fünf bis zehn Kilometer an einem Tag zurücklegen. Dabei werden regelrechte Trampelpfade ("Hippo Trails") gebildet.
Löwen und Krokodile sind in der Lage Jungtiere der Flusspferde zu reißen, was allerdings selten geschieht, da die Jungtiere von den Erwachsenen beschützt werden. Erwachsene Flusspferde haben normalerweise keine Raubtiere zu fürchten. In einigen Gebieten wie dem Virunga-Nationalpark im Kongo haben sich allerdings einige Löwenrudel darauf spezialisiert, ausgewachsene Nilpferde zu reißen.
Fortpflanzung
Flusspferde paaren sich zu Beginn der Trockenzeit und gebären nach einer Tragezeit von acht Monaten in der Regenzeit meist ein einzelnes Junges. Die Geburt findet, wie die Zeugung auch, im Wasser statt. Bei der Zeugung wird die Kuh fast vollständig unter Wasser gedrückt und kommt nur zum Luftholen an die Oberfläche. Das neugeborene Flusspferd hat ein Gewicht zwischen 30 und 50 kg und kann sofort nach der Geburt bereits laufen und sich vom Wassergrund zur Oberfläche abstoßen. Dies ist notwendig, da Flusspferdkühe ihre Jungen unter Wasser säugen und das Junge der Mutter beim nächtlichen Grasen an Land folgen können muss. Um den Nachwuchs auf sich zu prägen, verteidigt die Kuh ihr Junges in den ersten Tagen besonders stark und lässt keine anderen Flusspferde in die Nähe des Kalbes – erst danach schließen sich beide der Gruppe an. In den ersten Wochen nach der Geburt wird das Junge ausschließlich mit Muttermilch ernährt – nach und nach kommen pflanzliche Nahrungsbestandteile hinzu. Nach ungefähr einem Jahr ernährt sich der Nachwuchs ausschließlich von Pflanzen. Ein Jungtier verbleibt bis zu sieben Jahre lang im Umfeld der Mutter. Nach etwa 6 Jahren werden Flusspferdweibchen geschlechtsreif. Je nach Bestandsdichte gibt es jedoch große Unterscheide, was zu einer automatischen Bestandsregulation führt. Die Kühe pflanzen sich fast alle zwei Jahre fort. Bullen sind zwar auch mit 6 bis 8 Jahren geschlechtsreif, besitzen aber in der Regel noch kein eigenes Revier. Daher paaren sie sich meist erst mit 20 Jahren oder noch später.
Wild lebende Flusspferde werden 30 bis 40 Jahre alt. Das außergewöhnlich hohe Alter von 53 Jahren erreichte das Flusspferd Bulette (1952–2005) des Zoologischen Garten Berlins.
Menschen und Flusspferde
Wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches, der sehr widerstandsfähigen Haut, aus der die berühmten Nilpferdpeitschen hergestellt werden, und des Elfenbeins der Zähne oder einfach aus Vergnügen wurden Flusspferde seit jeher von Menschen bejagt.
Flusspferde können an Plantagen und Feldern beträchtliche Schäden anrichten.
Das Flusspferd ist in Afrika für mehr Todesfälle als jedes andere Großtier verantwortlich. Bei Angriffen setzt es seinen Kopf als Rammbock ein; die bis zu 50 cm langen Eckzähne sind ebenfalls gefährliche Waffen. Das Flusspferd scheut nicht davor zurück, Boote anzugreifen, und kann kleinere Einbäume durchaus zum Kentern bringen.
Bestand und Gefährdung
Die IUCN schätzt den Gesamtbestand der Flusspferde auf 125.000 bis 148.000 Tiere und stuft die Art wegen des stark rückläufigen Bestandes als "gefährdet" ein.
Klasse: | Säugetiere (Mammalia) |
Überordnung: | Laurasiatheria |
Ordnung: | Paarhufer (Artiodactyla) |
Familie: | Flusspferde (Hippopotamidae) |
Gattung: | Hippopotamus |
Art:
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Flusspferd
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