Giraffe
Die Giraffe ist ein afrikanisches Säugetier aus der Ordnung der Paarhufer. Sie ist das höchste landlebende Tier der Welt. Zur Unterscheidung vom verwandten Okapi (der "Waldgiraffe") wird sie manchmal auch als Steppengiraffe bezeichnet.
Merkmale
Bullen können bis zu 5,50 m hoch werden und bis zu 900 kg wiegen, die Schulterhöhe beträgt zwischen 2,0 und 3,5 m. Die Kühe sind etwas kleiner und leichter. Der Hals der Giraffen ist extrem lang, trotzdem besteht die Halswirbelsäule, wie bei fast allen Säugetieren, aus sieben Halswirbeln, die jedoch stark verlängert sind. Der lange Hals bedeutet eine Herausforderung für das Kreislaufsystem der Giraffe: Schließlich muss das Gehirn mit genügend Blut versorgt werden. Deshalb muss das Herz der Giraffen besonders leistungsstark stark. Es kann 60 Liter Blut pro Minute durch den Körper pumpen, wiegt 12 kg und sorgt für einen Blutdruck, der dreimal so hoch ist wie beim Menschen. Die Zunge ist ebenfalls unverwechselbar: extrem lang und muskulös: Sie kann Längen bis 45 cm erreichen, ist sehr beweglich und zum Greifen befähigt.
Das Muster des Haarkleids besteht aus dunklen Flecken, die sich von der helleren Grundfarbe abheben. Je nach Unterart variiert die Form und Farbe der Flecken. Die Unterseite ist hell und ungefleckt. Sowohl Giraffen-Bullen als auch Kühe tragen zwei zapfenartige Hörner auf dem Kopf, die oben mit schwarzem Haar bedeckt sind. Giraffen trage einen kurzehaarige Halsmähne.
Giraffen können schnell rennen und erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 55 km/h, sind also über kurze Distanzen schneller als ein Rennpferd. Giraffen bevorzugen festen Untergrund, sumpfige Gegenden werden gemieden, Flüsse stellen für die Tiere unüberwindbare Hindernisse dar.
Verbreitung
Giraffen kommen nur noch südlich der Sahara, vor allem in offenen Baumsavannen in Ost- und Südafrika vor. Die Bestände nördlich der Sahara wurden frühzeitig durch den Menschen ausgerottet: während des frühen Altertums im Niltal und etwa im 7. Jahrhundert in den Küstenebenen Marokkos und Algeriens. Im 20. Jahrhundert verschwanden Giraffen aus vielen weiteren Bereichen ihres Verbreitungsgebiets.
Lebensweise
Der Körperbau und die Physiologie ermöglichen der Giraffe ihre Ernährungsweise: Giraffen sind Laubfresser und bevorzugen Blätter und Triebe aus den Kronenregionen der Bäume, besonders von Schirmakazien. Die Giraffe ergreift einen Zweig mit ihrer Zunge, führt ihn in das Maul und weidet durch Zurückziehen des Kopfes die Blätter ab. Zunge und Lippen sind so beschaffen, dass sie trotz der dornigen Äste unbeschadet bleiben. Jeden Tag nimmt eine Giraffe ca. 30 kg Nahrung zu sich; hierfür benötigt sie sechzehn bis zwanzig Stunden. Trotz des langen Halses sind Giraffen Wiederkäuer. Der Flüssigkeitsbedarf wird zum größten Teil aus der Nahrung getilgt, Giraffen können daher wochenlang ohne Wasserzugang überleben. Wenn sie trinken, müssen sie ihre Vorderbeine weit spreizen, um den Kopf weit genug senken zu können. Ebenso verfahren sie, wenn sie Nahrung wie Gras vom Boden äsen, was sie allerdings nur selten und unter ungünstigen Umständen tun.
Weibliche Giraffen leben in lockeren Herden. Sie tun sich üblicherweise zu Herden von 4 bis 32 Tieren zusammen, die Zusammensetzung in der Gruppe wechselt jedoch oft. Junge Männchen formen vor der Geschlechtsreife eigene Verbände, ehe sie zu Einzelgängern werden. Bullen leben nur zeitweise in Herden und sind ansonsten einzelgänger. Treffen zwei Bullen aufeinander, kommt es meistens zu einem ritualisierten Kampf, bei dem die Tiere nebeneinander stehen und ihren Kopf gegen den Hals des Konkurrenten schlagen. Zur Paarungszeit können solche Kämpfe aggressiver ausfallen.
Die Tragzeit dauert 14–15 Monate. In der Regel wird nur ein einziges Kalb geboren. Die Geburt erfolgt im Stehen, so dass die Neugeborenen aus 2 m Höhe zu Boden fallen. Gleich nach der Geburt sind Giraffen etwa 1,8 m hoch und 50 kg schwer. Sie stehen innerhalb einer Stunde fest auf ihren Beinen und fangen nach wenigen Stunden an zu laufen. Allerdings werden die Kälber erst nach 2 bis 3 Wochen mit der Herde vereint.
Ein Kalb bleibt etwa eineinhalb Jahre bei seiner Mutter. Mit vier Jahren wird es geschlechtsreif, mit sechs Jahren erreicht es die volle Größe. In der Wildnis können Giraffen 25 Jahre, in Gefangenschaft 35 Jahre alt werden.
Giraffen sind sowohl tag- als auch nachtaktiv und ruhen während der heißen Mittagszeit.
Gegen Raubtiere verteidigen sich ausgewachsene Giraffen mit Schlägen ihrer Hinter- und Vorderläufe, die für den Angreifer durchaus tödlich sein können. Daher werden Giraffen nur selten angegriffen. Jungtiere fallen dagegen häufig Löwen, Leoparden, Hyänen und Wildhunden zum Opfer. Trotz des Schutzes durch die Mutter erreichen nur 25–50 % der Jungtiere das Erwachsenenalter.
Mensch und Giraffe
Die nordafrikanischen Populationen wurden früh von Römern und Griechen bejagt. Gelegentlich wurden Giraffen von den Römern für Tierschauen im Kolosseum eingesetzt. Insgesamt war die Giraffe jedoch in Europa wenig bekannt. Es gibt am nördlichen Sternenhimmel zwar ein Sternbild namens Giraffe, dies ist jedoch eine Neuschöpfung und hat keinen mythologischen Ursprung.
In Schwarzafrika wurden Giraffen hauptsächlich von Fallenstellern gejagt. Die langen Sehnen wurden für Bogensehnen und Musikinstrumente verwendet, die Felle galten bei vielen Völkern als Statussymbole. Das Fleisch ist zäh, aber genießbar. Die Jagdmethoden der Afrikaner konnten die Bestände aber nicht gefährden. Mit der Ankunft weißer Siedler wurde der Hauptgrund für die Giraffenjagd das reine Vergnügen. Großwildjäger rühmten sich mit der Zahl von ihnen erschossener Giraffen, und in vielen Gegenden wurden die Tiere rapide seltener. Heute sind Giraffen fast überall selten. Nur in den Staaten Ostafrikas gibt es reichhaltige Bestände. Allein im Serengeti-Nationalpark leben etwa 13.000 Giraffen. Die IUCN führt die Giraffe als "von Schutzmaßnahmen abhängig". Allerdings sind manche Unterarten dem Aussterben nahe, wie die nachfolgende Sektion beschreibt.
Unterarten
Aufgrund der Fellzeichnung und des Verbreitungsgebietes unterscheidet man meist neun Unterarten. Die Angola-Giraffe (G. c. angolensis) wird allerdings gelegentlich nicht als eigene Unterart aufgefasst, sondern zur Kapgiraffe (G. c. giraffa) gestellt.
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Nubische Giraffe (G. c. camelopardalis), östlicher Sudan, westliches Äthiopien
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Westafrikanische Giraffe (G. c. peralta), früher ganz Westafrika, heute nur noch in einzelnen isolierten Vorkommen, wie dem Waza Nationalpark im Norden Kameruns.
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Kordofan-Giraffe (G. c. antiquorum), westlicher Sudan, Zentralafrikanische Republik
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Netzgiraffe (G. c. reticulata), nördliches Kenia, südliches Somalia, Süd-Äthiopien
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Uganda-Giraffe (G. c. rothschildi), Ursprünglich Nord-Uganda, Südost-Sudan und West-Kenia, heute fast nur noch im Lake-Nakuru-Nationalpark in Kenia und einigen Gebieten Ugandas, wie dem Murchison Falls National Park; Situation im Sudan aufgrund der politischen Lage ungewiß
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Massaigiraffe (G. c. tippelskirchi), südliches Kenia, Tansania
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Thornicroft-Giraffe (G. c. thornicrofti), Luangwa-Tal in Sambia; Status umstritten
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Angola-Giraffe (G. c. angolensis), Ursprünglich in Nord-Namibia, Nord-Botswana, West-Simbabwe, Süd-Sambia, Süd-Angola
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Kapgiraffe (G. c. giraffa), Süd-Simbabwe, Südwest-Mosambik, nordöstliches Südafrika; früher bis ins Kapland
Mehrere dieser Unterarten sind bedroht. Die drei erstgenannten Unterarten sind besonders selten geworden. Die Angola-Giraffe ist in dem Land ausgerottet, das ihr ursprünglich den Namen gegeben hat, Angola.
Die Uganda-Giraffe hat mittelbraune, große Flecken, die unregelmäßig geformt sind und von relativ breiten weißen Bändern getrennt werden. Die Flecken der Massaigiraffe sind kleiner und dunkler und annähernd sternförmig. Einmalig sind die Flecken der Netzgiraffe, die dunkle Vielecke sind, zwischen denen sehr schmale weiße Bänder verlaufen, so dass der Eindruck eines Netzes entsteht.
Ursprünglich hielt man die Unterarten für eigenständige Arten. Während dies heute ausgeschlossen wird, wird über die genaue Abgrenzung der Unterarten immer noch gestritten. Auch innerhalb einer Unterart tritt gelegentlich ein Fleckenmuster auf, das für die Region vollkommen untypisch ist, so dass man die Herkunft nicht immer sicher anhand der Zeichnung bestimmen kann.
Neben diesen gab es eine oder mehrere Unterarten in Nordafrika, die schon in der Antike ausgerottet wurden. Da auf ägyptischen Darstellungen oft einfarbige Giraffen zu sehen ist, hat man manchmal spekuliert, ob die dortige Unterart ungefleckt gewesen ist. Es gibt jedoch auch Darstellungen gefleckter Giraffen.
Sonstiges
Das Wort Giraffe stammt aus dem Arabischen Zarāfa und bedeutet »die Liebliche«. Die erste Giraffe in Europa ließ Julius Caesar 46 v. Chr. nach Rom bringen. Die erste in neuerer Zeit war 1827 ein Tier namens Zarafa. Die Römer nannten die Giraffe camelopardalis, weil sie sich durch sie an eine Mischung aus Kamel und Leopard erinnert fühlten. Daher rührt auch der wissenschaftliche Name der Giraffe: Giraffa camelopardalis. Zeitweise wurde sie auch im Deutschen Kamelopard oder Kamelparder genannt.
Giraffen verständigen sich in einem für Menschen nicht hörbaren Schallbereich mit Frequenzen unter 20 Hz, dem so genannten Infraschallbereich.
Unterklasse: | Höhere Säugetiere (Eutheria) |
Überordnung: | Laurasiatheria |
Ordnung: | Paarhufer (Artiodactyla) |
Unterordnung: | Wiederkäuer (Ruminantia) |
Familie: | Giraffenartige (Giraffidae) |
Gattung: | Giraffa |
Art:
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Giraffe
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