Breitmaulnashorn
Das Breitmaulnashorn wird manchmal auch Weißes Nashorn genannt. Dies ist auf einen Übersetzungsfehler aus dem Afrikaans zurückzuführen: Das Breitmaulnashorn wurde von den südafrikanischen Buren wegen seines breiten Mauls als wijde (breit) bezeichnet, die Briten missverstanden dies als white (weiß).
Beschreibung
Das Breitmaulnashorn hat eine Kopfrumpflänge zwischen 3 und 4 m, eine Schulterhöhe von etwa 1,80 m und ein Gewicht von 1.400 bis 3.500 kg. Es ist die größte der Nashornarten. Es trägt auf dem Nasenrücken zwei unterschiedlich lange Hörner, die aus haarähnlichem Horn bestehen. Die Farbe des Tieres ist grau.
Merkmale, die das Breitmaulnashorn vom Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) unterscheiden, sind die großen Spitzohren des Breitmaulnashorns, sein breites, stumpfes Maul und der auffallende Nackenhöcker.
Der Geruchssinn für das Breitmaulnashorn ist der wichtigste Sinn. Es kann gut hören aber nur schlecht sehen. Wie das Spitzmaulnashorn kann es auf eine Entfernung von 20 m kaum noch etwas erkennen.
Verbreitung
Das Breitmaulnashorn ist mit zwei Unterarten in afrikanischen Savannen verbreitet:
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Das Südliche Breitmaulnashorn (C. s. simum) lebte einst in einem Gebiet von Angola und Namibia über Botswana und Simbabwe bis nach Mosambik und KwaZulu-Natal in Südafrika. Gegenwärtig ist es über zahlreiche Schutzgebiete des südlichen Afrikas fragmentarisch verstreut.
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Das Nördliche Breitmaulnashorn (C. s. cottoni) war von Kongo und Uganda bis in den Tschad und den Sudan verbreitet. Die alten Ägypter trafen es noch wild im Nil-Tal an. Bis vor kurzem hatte sich seine Population, die auf den Garamba-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo (einst Zaire) beschränkt ist, von einem Tiefpunkt in den 1970er Jahren auf etwa 25 Exemplare erholt, doch nach Bürgerkrieg und Übergriffen von wildernden Paramilitärs aus dem Sudan ist der Bestand 2005-2006 extrem geschrumpft, möglicherweise ist es in der Wildnis ausgestorben. Wenige Exemplare leben noch in den Zoos von San Diego (San Diego Wildlife Park, USA) und Dvur Kralowe (Tschechien).
Verhalten und Fortpflanzung
Breitmaulnashörner sind geselliger als andere Nashornarten, die Gruppenstärke beträgt gewöhnlich 2 bis 5 Tiere, die standorttreu in ihrem Territorium wandern. Ältere Bullen leben allerdings allein und haben ein festgelegtes Revier von 1-8 qkm Größe. Dieses Territorium wird gegen andere Bullen verteidigt, jedoch sind ernsthafte Kämpfe selten und kommen höchstens beim Werben um eine Kuh vor. Junge Bullen und andere Kühe werden oft im Revier geduldet, falls sie sich unterordnen.
Die jüngeren Bullen finden sich zu losen Verbänden zusammen und wandern manchmal gemeinsam mit Kühen, wenn diese keinen Nachwuchs haben. Normalerweise sieht man Kühe aber mit ihrem Kalb. Die Tragzeit beträgt 16 Monate, danach wird ein ca. 40 kg schweres Kalb geboren, das der Mutter immer vorangeht. Es wird etwa ein Jahr gesäugt und bei Geburt des nächsten Kalbes vertrieben. Mit fünf Jahren sind Breitmaulnashörner geschlechtsreif, allerdings sind Bullen erst im Alter von über zehn Jahren kräftig genug, um sich gegen konkurrierende Bullen durchzusetzen und sich mit einer Kuh zu paaren.
Menschen und Breitmaulnashörner
Das Breitmaulnashorn ist weniger aggressiv als das Spitzmaulnashorn. Berichten zufolge kann sich ein Mensch bis zu 10 m einem Breitmaulnashorn nähern, ohne dass es angreift. Hierdurch wird es besonders leicht zu jagen. Die Gesamtpopulation der Art wird von der IUCN auf etwa 12.000 Tiere geschätzt und gilt als "gering gefährdet".
Die südliche Unterart hielt man 1893 für ausgerottet, ehe man eine kleine Restpopulation von zehn Tieren in Natal (Südafrika) fand. Von diesen stammen alle lebenden Südlichen Breitmaulnashörner ab. Bis in die 1970er wuchs der Bestand im Hluhluwe-Umfolozi Game Reserve auf 1.000 Tiere und verdoppelte sich noch einmal bis 1980 auf 2.000, bis 1990 auf 4.000 und erreichte im Jahr 2001 eine Zahl von 11.000 Tieren. Die IUCN stuft das Südliche Breitmaulnashorn daher nun als "gering gefährdet" (near threatened) ein. 95 % aller frei lebenden Breitmaulnashörner leben in Südafrika, daneben wurde eine Gruppe in Kenia eingeführt, wo es ursprünglich garkeine Breitmaulnashörner gab.
Das Nördliche Breitmaulnashorn wurde 1903 erstmalig wissenschaftlich beschrieben. Zu jener Zeit war es noch zahlreich vertreten. Großwildjäger rotteten die Unterart innerhalb weniger Jahrzehnte aus - mit Ausnahme des Garamba-Nationalparks (DR Kongo), wo 1963 1.000 Breitmaulnashörner unter strengem Schutz lebten. In dieser Zeit begann allerdings die starke Nachfrage nach Hörnern wegen ihrer angeblichen Heilkraft in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), sowie wegen der Begehrtheit von Nashorndolchen als Status- und Männlichkeitssymbol bei der Oberschicht Jemens. Die Bereitschaft der Käufer in Ostasien und Jemen, höchste Preise für Hörner zu zahlen, machte die Wilderei trotz aller Risiken staatlicher Verfolgung zu einem lohnenden Geschäft. Während wegen der relativen politischen Stabilität die südlichen Breitmaulnashörner Südafrikas nie in solch großem Ausmaß von Wilderei betroffen waren, konnte Zaire (jetzt Demokratische Republik Kongo) keinen vergleichbaren Schutz liefern. Der Bürgerkrieg im Kongo, der seit 1997 ununterbrochen tobt, erschwerte die Schutzmaßnahmen. Eine Zählung im Jahr 2002 fand noch 27 Breitmaulnashörner im Garamba-Reservat. Nach Angaben der IUCN ist das Gebiet momentan (2004) nicht vom Bürgerkrieg betroffen und wird von Wildhütern wieder gegen Wilderer verteidigt. Da sich dies aber jederzeit ändern kann, gilt die Unterart als "vom Aussterben bedroht" (critically endangered). Mit den Tieren, die in Gefangenschaft gehalten werden, wird die Gesamtpopulation von der IUCN auf 40 Tiere geschätzt.
Unterklasse: | Höhere Säugetiere (Eutheria) |
Überordnung: | Laurasiatheria |
Ordnung: | Unpaarhufer (Perissodactyla) |
Familie: | Nashörner (Rhinocerotidae) |
Gattung: | Ceratotherium |
Art: | Breitmaulnashorn |