Christliche Religion in Afrika (Äthiopien)



Priester Lalibella Äthiopien AfrikaIn urchristlicher Zeit verbreitete sich das Christentum rasch in südlicher Richtung. Das alte Ägypten hielt über Äthiopien und Nubien Verbindung zu den inneren Landesteilen des afrikanischen Kontinents. Bereits die Pharaonen bezogen aus Nubien Gold, Sklaven und Straußeneier. Westafrika besaß Kontakte mit Karthago und Ägypten. Verbindungslinien reichten über die "Große Wüste" bis nach Asien. Es bestand ein lebhafter Austausch zwischen dem Norrden und den übrigen Teilen des Kontinents.

J. Suret-Canale stellt fest: "Wo immer der Handel vordrang, der für die alten gesellschaftlichen Verhältnisse in der dörflichen Gemeinde das Zersetzungsferment war, bereitete er auch Religionen den Boden".

Der Islam erwies sich bereits ein Jahrhundert nach seinem Entstehen durch die Eroberungspolitik der Araber als gefährliche Konkurrenz für das afrikanische Christentum.
Im 18. Jahrhundert hatte sich der Islam an der Ost- und Südostküste Afrikas, abgesehen von Äthiopien, Madagaskar und einigen kleineren Gebbieten, im wesentlichen durchgesetzt.

Der Siegeszug des Islam beendete im wesentlichen die christliche Ära afrikanischer Staaten und Stämme. Als 640 nach Christus die Araber in Ägypten eindrangen, blieb nur ein unbedeutender Teil der Bevölkerung des Landes der christlichen Religion treu.

In Nordafrika wurde im 7. Jahrhundert das Christentum durch die arabischen Eroberungen fast völlig verdrängt.
Während die christliche Kirche in Ägypten und in Nordafrika beinahe ausgelöscht worden ist, überlebte sie im Sudan und in Äthiopien die Einfälle der Araber. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts fielen aber auch die christlichen Königreiche im Sudan den arabischen Eroberungen zum Opfer, die Bevölkerung wurde islamisiert.
Nur das christliche Äthiopien überstand alle Stürme der Zeit und vermochte seine staatliche Existenz sogar über die koloniale Aufteilungsperiode Afrikas Ende des 19. Jahrhunderts aufrechtzuerhalten.

Äthiopische Kirche

Die Wesenszüge der äthiopisch-orthodoxen Kirche haben sich viele Jahrhunderte lang entwickelt und sind Ausdruck einer Welt, die von der europäischen Kolonielexpansion nicht überformt wurde.
Im Gottesdienst ähnelt die äthiopische kirche den grichisch- und russisch-orthodoxen Kirchen, bei Unterschieden in der Liturgie.
In den Gottesdiensten bediente man sich mit dem Altäthiopischen einer Sprache, die nur von wenigen Gläubigen verstanden werden konnte, und erst in neuerer Zeit setzt sich amharisch durch, die offizielle Landessprache.

Die Hauptmerkmale nach F. Heyer sind ihre monophysitische Gotteslehre, "eine große Zahl von Heiligen, häufiges Fasten und allmonatliche Feste", die Ausdruck einer auf Naturalwirtschaft gegründeten Gesellschaft waren; weiter "die Ehrenstellung der Seligen Jungfrau Maria, die Einhaltung vieler jüdischer Bräuche, die Rangordnung Diakonen, Priestern und Bischöfen, die sieben Sakramente, eine prächtige Liturgie".
Ihre besondere Form erhielt die äthiopische Kirche durch die Verbindung mit afrikanischen Religionen. So sind in Hochäthiopien Tierwunder und Dämonenglaube charakteristische Glaubensbestandteile. Wie in den traditionellen afrikanischen Religionen gibt es zahlreiche Zauberer.

weitere Informationen: Islam - Christentum- traditionelle Religionen - Synkretismus - Judentum in Afrika

Autor: Remo Nemitz