Sahel ist ein arabisches Wort und bedeutet "Ufer" oder "im Küstenbereich liegend". Damit bezeichnen die arabo-berberischen Nomaden das Gebiet südlich der lebensfeindlichen Sahara, eine Landschaftszone, die sich in einem etwa 200 - 300 km breiten Gürtel vom Atlantischen Ozean bis zum Horn von Afrika durch den afrikanischen Kontinent erstreckt.
Für die Wüstenbewohner stellte der Sahel tatsächlich ein rettendes Ufer dar, denn hier trafen sie auf große Märkte und reiche Weidegründe für ihre Kamele, Rinder und Ziegen.
Naturgeographisch ist der Sahel eine klimatisch-vegetationsmäßige Übergangszone von der vollariden Sahara zu den wechselfeuchten tropischen Savannen.
Die Nord- und Südgrenzen der Sahelzone ist schwer bestimmbar. Im Süden geht die Sahara fast unmerklich in den Sahel über, den ausgedehnten Grasfluren mit Akazien- und Euphorbienbewuchs, durchsetzt mit vegetationslosen Abschnitten und Wanderdünen, kennzeichnen.
Im südlichen Sahel sind die Dünen wegen des dichten Graswuchses fixiert, d.h. sie wandern nicht mehr. Wenn allerdings der Mensch durch seine Aktivitäten - z.B. Feldbau und Weidewirtschaft - diese Dünenareale zu sehr beansprucht, können die Dünen nach kurzer Zeit wieder beweglich werden.
Daneben findet man im Südsahel ausgedehnte, dichte Buschareale und parkartige Dornsavannen. Die Sahel stellt daher ein ideales Weideland für die Herdentiere der nomadischen Viehzüchter dar.
Ethnologisch und kulturell ist der Sahel eine Kontaktzone zwischen Viehzüchtern und Bauern. Hier am Südrand der Sahara, an den Endpunkten der transsahrischen Karawanenwege, haben sich schon früh große innerafrikanische Königreiche und eine blühende städtische Zivilisation gebildet.
Macht und Reichtum der mittelaterlichen Großstaaten wie Ghana (300 - 1235), Mali (1100 - 1700) und Songhay (1340 - 1591) gründeten sich vor allem auf den ausgeprägten Nord-Südhandel. Der Sahel war über Jahrhunderte das wirtschaftliche und kulturelle Bindeglied zwischen den arabisch-islamischen Kulturzentren in Nordafrika (Marokko, Tunesien, Tripolitanien, Ägypten) und dem schwarzafrikanisch-animistischen Kulturbereich der Savannen und des Waldlandes.
Die Wüste bildete nie eine unüberwindliche Barriere für die Beziehungen zwischen Völkern und Kulturbereichen. Ein gut organisiertes Wegenetz mit bedeutenden Etappenorten (Oasen) garantierte einen regen Handels- und Kulturaustausch über Tausende von Kilometer.
Träger dieses wechselseitigen Transsaharaverkehrs waren die Nomaden mit ihren Kamelen, den "Schiffen der Wüste".