HIV / AIDS
Das humane Immunschwächevirus (HIV) befällt den zentralen Teil des Immunsystems, die CD4-Helferzellen. Über einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren führt dies zu einem schweren Defekt des Immunsystems, dem erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS), das sich mit dem Auftreten einer Vielzahl opportunistischer Infektionen manifestiert. Seit 1980 hat sich eine HIV-Pandemie entwickelt, deren Auswirkungen vor allem Entwicklungsländer schwer treffen. Es existiert nahezu kein Land mehr auf der Erde, das nicht von der Krankheit betroffen ist. Die größten Auswirkungen finden sich im südlichen Afrika. Beispiele der Infektionsraten der Altersgruppe zwischen 15 und 49 Jahren (UNAIDS 2003): Botswana 37,3 %, Swasiland 38,8 %, Simbabwe 24,6 %, Lesotho 28,9 %, Sambia 16,5 %, Südafrika 21,5 %, Namibia 21,3 %, Malawi 14,2 % und Kenia 6,7 %. Die durchschnittliche Infektionsrate liegt in Afrika bei 7,4 % im Gegensatz zu 1,1 % für die gesamte Erde, jeweils 0,6 % für Nordamerika, LAteinamerika, Südostasien und Osteuropa, 2,3 % in der Karibik und 0,3 % in Westeuropa. In den nächsten Jahren werden die größten Zuwachsraten allerdings in Indien, China und Russland erwartet.
Risiko für Reisende
HIV wird weder über normale Sozialkontakte noch über Insekten übertragen! Das Virus weist nur eine geringe Umweltstabilität auf und ist daher nahezu ausschließlich durch Weitergabe von Körperflüssigkeiten mittels Sex, Nadelstichen oder Übertragung von Blut und Blutprodukten infektiös.
Das wichtigste Risiko auf Reisen sind sexuelle Kontakte. Dies schließt heterosexuellen, homosexuellen, analen, vaginalen und oralen Verkehr ein. In großen Städten wie Nairobi sind deutlich mehr als 50 % der Prostituierten infiziert. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass zufällige sexuelle Kontakte außerhalb fester PArtnerschaften unabhängig vom Geschlecht bei bis zu 60 % der westlichen Reisenden vorkommen!
Klinik
Symptome einer akuten HIV-Infektion zeigen sich typischerweise nach 2 bis 3 Wochen. Zu den unspezifischen klinischen Zeichen gehören Fieber, Lymphknotenschwellung und ein Hautausschlag am Rumpf. Die Beschwerden verschwinden spontan nach wenigen Wochen und es folgt ein langjähriges, symptomfreies Intervall in dem der Patient jedoch infektiös ist.
Der HIV-Test ist meist schon nach wenigen Wochen, spätestens jedoch nach 3 Monaten positiv.
Postexpositionelle Prphylaxe (PEP)
Heute ist eine effektive Behandlung erhältlich, die aus einer Kombinationstherapie von mindestens drei antiretroviralen Medikamenten besteht. Diese hoch aktive antiretrovirale Therapie (HAART) hat die Überlebenszeiten und -qualität dramatisch verbessert, jedoch kann eine HIV-Infektion weiterhin nicht geheilt werden. Die rechtzeitige Gabe von HAART kann das Infektionsrisiko nach einer Exposition z.B. durch einen infizierten Nadelstich um 79 % reduzieren.
Eine postexpositionelle Prophylaxe (PEP) besteht zum Beispiel aus der Kombination von Combivir® 2 x 300/150 mg täglich (alternativ Epivir® 2 x 150 mg und Retrovir® 300 mg) plus Virazept® 2 x 1250 mg oder Kaletra® 2 x 400/100 mg oder Crixivan® 3 x 800 mg täglich über 4 Wochen. Die Behandlung sollte möglichst umgehend nach dem Kontakt, spätestens innerhalb von 48 Stunden erfolgen.
PEP wird allen empfohlen, die mit HIV-positivem Material durch Stiche oder Schnitte kontaminiert wurden oder die Kontakt an Schleimhäuten, Augen oder verletzter Haut mit sichtbaren Mengen HIV-positiven Materiales hatten. Das Risiko einer HIV-Infektion durch eine kontaminierte Nadel liegt bei 0,3 %, das Risiko bei vaginalem Geschlechtsverkehr bei 0,003 - 0,6 % und das Risiko bei analem Sex bei 0,06 - 6 %. Aus diesen Grund sollte PEP auch bei Personen erwogen werden, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Partnern aus Risikogruppen hatten. Es muss jedoch betont werden, dass zur effektivität von PEP nach sexuellen Kontakten keine Studien vorliegen.
Ratschäge für die Reise
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Der wichtigste Ratschlag für Reisende ist die Information über das Risiko und über entsprechende Vorsichtsmaßnahmen.
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Der sicherste Weg, sexuelle Ãœbertragung von HIV zu vermeiden, ist sexuelle Abstinenz
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Der zweitbeste Weg ist die konsequente Benutzung von Kondomen. Aus Qualitätsgründen sollten diese vor der Reise besorgt und mitgenommen werden. Es sollte jedoch bedacht werden, dass die Effektivität von Kondomen zur Verhütung einer Schwangerschaft zwar bei über 90 % liegt, der Schutzgrad vor HIV bei heterosexuellen Geschlechtsverkehr jedoch bei nur ca. 70 % liegt.
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Spermizide Mittel wie zum Beispiel Nonxynol-9, die ebenfalls zur Schwangerschaftverhütung eingesetzt werden, haben keinen Stellenwert bei der HIV-Prävention.
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Bluttransfusionen und andere Blutprodukte können in großen Teilen Afrikas nicht als sicher angesehen werden.
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Bei zufälligen sexuellen Kontakten während der Reise besteht ein erhöhtes Risiko einer Übertragung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.
- Es gibt für HIV bestimmte Risikogruppen, z.B. Prostituierte. Dies sollte bei der Wahl von Sexualpartnern beachtet werden.
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Die Mitnahme von Kondomen ist immer zu empfehlen, auch wenn zunächst keine sexuellen Aktivitäten geplant sind.
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Von exzessiven Alkoholgenuss ist genauso abzuraten wie von Drogen, die das Urteilsvermögen beeinträchtigen können.
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Nach entsprechenden sexuellen Kontakten ist ein HIV-Test anzuraten.
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Hat ein Kontakt mit wahrscheinlich oder sicher HIV-positivem Material stattgefunden, sollte eine PEP erwogen werden.
Bitte beachten Sie neben meinem generellen Haftungsausschluss auch den folgenden wichtigen Hinweis:
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der medizinischen Informationen sowie eine Haftung für eventuell eintretende Schäden kann nicht übernommen werden. Für Ihre Gesundheit bleiben Sie selbst verantwortlich.
Die Angaben sind
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zur Information medizinisch Vorgebildeter gedacht. Sie ersetzen nicht die Konsultation eines Arztes;
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immer auch abhängig von den individuellen Verhältnissen des Reisenden zu sehen. Eine vorherige eingehende medizinische Beratung durch einen Arzt/Tropenmediziner ist im gegebenen Fall regelmäßig zu empfehlen;
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trotz größtmöglicher Bemühungen immer nur ein Beratungsangebot. Die Informationen können weder alle medizinischen Aspekte abdecken, noch alle Zweifel beseitigen oder immer völlig aktuell sein.