Löwe
Nach dem Tiger ist der Löwe die zweitgrößte Katze und damit das größte Landraubtier in Afrika. Ein männlicher Löwe kann eine Kopfrumpflänge von 170 bis 250 Zentimetern und eine Schulterhöhe von etwa 120 Zentimetern erreichen. Die Schwanzlänge beträgt etwa ein Meter. Ausgewachsene männliche Tiere können auf ein Körpergewicht von 225 Kilogramm kommen. Weibchen sind mit 140 bis 175 Zentimetern Kopfrumpflänge, einer Schulterhöhe von 100 Zentimetern, einem 85 Zentimeter langen Schwanz kleiner und mit einem Körpergewicht von rund 150 Kilogramm auch leichter. Die größten Löwen des Kontinents leben im südlichen Afrika.
Die Fellfarbe von Löwen ist unterschiedlich: sie reicht von sandfarben über fahlgelblich bis dunkel-ocker. Die Bauchseite und die Beininnenseiten sind heller. Männliche Löwen tragen eine lange Mähne, die normalerweise dunkelbraun ist, aber auch schwarze, hellbraune oder rotbraune Farben annehmen kann. Diese Mähne breitet sich von den Wangen bis über die Schultern aus, manchmal auch über Bauch und Brust. Form und Farbe der Mähne ist nicht nur zwischen den Tieren unterschiedlich, sondern verändert sich auch beim selben Tier im Laufe des Lebens in Abhängigkeit von der körperlichen Verfassung.
Besonders große Mähnen sind ein Zeichen guter Verfassung des Löwen, da der Hormonstatus und der Ernährungszustand Auswirkung auf Dichte und Länge der Löwenmähne haben. Experimentelle Untersuchungen mit ausgestopften Löwenmännchen zeigten, dass Löwinnen positiv auf Modelle mit größeren Mähnen reagieren, während Löwen-Männchen Modelle mit ausgeprägten Mähnen eher meiden. Die Mähne könnte ausserdem gegen Prankenhiebe und Bisse bei Rangkämpfen rivalisierender Männchen schützen. Neuere Forschungen zeigten aber, dass auch die Temperatur einen großen Einfluss auf die Größe der Mähne hat und männliche Löwen in kälteren Gebieten sogar unabhängig von ihrer Unterart stärkere Mähnen ausbilden als solche die in heißen Gebieten leben. So bilden Löwenmännchen in Zoos kühler Regionen meist größere Mähnen aus als in wärmeren Regionen.
Bei asiatischen Löwen ist die Mähne geringer ausgebildet als bei ihren afrikanischen Artgenossen. Löwen-Jungen fehlt sie komplett. Es dauert mehr als fünf Jahre, bis ein Löwenmännchen eine voll ausgebildete Mähne hat.
Weiterhin auffällig ist die schwarze Schwanzquaste, in der sich ein zurückgebildeter Wirbel (Hornstachel) befindet.
Junge Löwen haben dunkle Rosetten und Punkte auf dem Körper, die aber bereits im ersten Lebensjahr verblassen. In sehr seltenen Fällen bleiben diese Flecken auch beim erwachsenen Löwen undeutlich sichtbar.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
in prähistorischer Zeit lebte der Löwe im größten Verbreitungsgebiet aller Landsäugetierarten. Es erstreckte sich vom heutigen Peru über Alaska, Sibirien und Mitteleuropa bis nach Indien und Südafrika. Einen Großteil dieses Verbreitungsgebietes verlor der Löwe allerdings bereits am Ende des Eiszeitalters. Das historische Verbreitungsgebiet des Löwen lag nicht nur in großen Teilen von Afrika, sondern auch im südlichen Europa sowie in Vorderasien und Indien. Dass noch in der Antike auf dem Balkan Löwen lebten, schreiben zeitgenössische Gelehrte (z.B. Herodot und Aristoteles). Man nimmt an, dass der Löwe in Europa durch menschlichen Einfluss im 1. Jahrhundert ausstarb. Heute ist das Vorkommen größtenteils auf Afrika südlich der Sahara beschränkt. Nördlich der Sahara starb die Art in den 1940er Jahren aus, die asiatischen Löwenpopulationen wurden ebenfalls während des 20. Jahrhunderts fast vollständig vernichtet. Ein kleiner Restbestand hat nur im Gir-Nationalpark in Gujarat (Indien) überlebt
Löwen sind anpassungsfähig und kommen in einer Vielzahl von Habitaten vor - immer dort, wo es die meisten Beutetiere gibt. Der bevorzugte Lebensraum des Löwen ist die Savanne, doch kommt die Art auch in Trockenwäldern und Halbwüsten vor, niemals jedoch in dichten, feuchten Wäldern oder wasserlosen Wüsten. Daher fehlt der Löwe in zentralafrikanischen Regenwäldern und den trockensten Wüsten in Nordafrika und Vorderasien.
Bestand
Wie bei fast allen Großsäugern in Afrika ist die größte Gefahr für den Löwen die Jagd durch den Menschen. In den letzten Jahren wurde aber in beinahe allen Teilen des Verbreitungsgebietes die Jagd verringert.
Krankheiten sind ein weiteres ernsthaftes Problem, vor allem im südafrikanischen Kruger-Nationalpark. 1995 trat hier zum ersten Mal ein tödlicher Fall von Tuberkulose bei Löwen auf, im Anschluss wurden im Krüger-Park umfassende Untersuchungen durchgeführt. Das Ergebnis war, dass im südlichen Bereich des Nationalparks mehr als 90 Prozent der Löwen mit den tödlichen Bakterien infiziert waren. Die Infektion stammt von Büffeln, die von Löwen gejagt werden und durch den Kontakt mit infizierten Hausrindern die Krankheit in den Park gebracht haben. Die Rinder leiden zu etwa 70 Prozent an einer Lungentuberkulose, bei den Löwen manifestiert sich die Krankheit vor allem im Verdauungssystem. Die befallenen Löwen werden schwächer, magern sehr stark ab und sterben innerhalb weniger Jahre. Neben Tuberkulose gibt es eine zweite gefährliche Krankheit unter den Löwen. Etwa 60 bis 70 Prozent der Löwen sind mit einem Virus namens FIV (Feline Immunodeficiency Virus) infiziert, einem dem menschlichen HI-Virus ähnlichen Krankheitserreger, der die Immunabwehr der Tiere angreift und so der Tuberkulose den Weg ebnet. Gegen beide Erreger gibt es keine wirksamen Impfstoffe.
Laut Schätzungen leben gegenwärtig noch 16.000 bis 30.000 Löwen in freier Wildbahn. Die IUCN ging 2004 davon aus, dass die Löwenbestände in den letzten zwanzig Jahren um 30 bis 50 % zurückgegangen sind. Die Gründe für den Rückgang werden noch untersucht, sind aber zum großen Teil noch unklar. In einigen großen Nationalparks in Ost- und Südafrika scheint die Zukunft der großen Katze jedoch gesichert.
Sozialverhalten
Sozialverhalten bei der Jagd |
Im Gegensatz zu den übrigen, eher einzelgängerischen Großkatzen sind Löwen die einzigen Katzen, die im Rudel leben. Ein solches Rudel besteht vor allem aus untereinander verwandten Weibchen und deren Nachkommen, die von einem oder wenigen ausgewachsenen Männchen verteidigt werden. Für gewöhnlich gibt es in einem Rudel ein bis drei ausgewachsene Männchen, die in der Rangordnung über den Weibchen stehen. Die Größe des Reviers und die Anzahl der Beutetiere korreliert mit der Rudelgröße, die zwischen 3 und 30 Exemplaren liegen kann. Das Revier eines Löwenrudels umfasst 20 bis 400 qkm. Die Reviergrenzen werden mit Kot und Urin und durch Scharren im Erdreich markiert, auch das weithin hörbare Gebrüll demonstriert den Anspruch der Revierinhaber.
Halbwüchsige Männchen bleiben ca. zwei bis drei Jahre im Rudel, bis sie ihre Geschlechtsreife erreichen, danach werden sie vertrieben. Diese halbwüchsigen Männchen wandern zum Teil Jahre umher und schließen sich in dieser Zeit oft anderen nomadisierenden Männchen an. Diese Bindung zwischen miteinander verwandten oder auch fremden Löwen kann sehr stark werden. Die Nomaden legen in dieser Zeit sehr große Strecken zurück, respektieren keine Reviergrenzen, gründen aber keine eigenen Reviere. Um ein eigenes Rudel zu erobern, müssen sie die alten Revierbesitzer vertreiben oder im Kampf besiegen. Solche Rangordnungskämpfe sind oft blutig, und können sogar tödlich enden. Unterlegene Rudelführer werden vertrieben und führen im Anschluss meist ein Leben als Einzelgänger. Oft sterben sie jedoch auch an den Folgen der Kampfverletzungen.
Nach der Eroberung eines Rudels durch neue Männchen kommt es häufig zum Infantizid - die neuen Rudelführer töten die Jungen ihres Vorgängers. Der biologische Nutzen kann so interpretiert werden, dass die Weibchen nach kurzer Zeit wieder paarungsbereit sind und das neue Männchen eigenen Nachwuchs zeugen und seine Gene verbreiten kann. Die Rudelführer können sich normalerweise nur für einige Jahre gegen Konkurrenten durchsetzen, bis sie von jüngeren, stärkeren Artgenossen vertrieben oder getötet werden. Im Schnitt wechseln die führenden Männchen eines Rudels alle zwei bis drei Jahre. Im Gegensatz zu den Männchen verbringen die Weibchen normalerweise ihr gesamtes Leben in dem Rudel, in dem sie geboren wurden.
Fortpflanzung
Löwen erreichen ihre soziale Geschlechtsreife im Alter von zwei bis drei Jahren, ihre physiologische in 18 Monaten. Um die Paarungsbereitschaft eines Weibchens festzustellen, benutzt der männliche Löwe das Jacobson-Organ, das sich am oberen Gaumen befindet. Dazu zieht der Löwe die Oberlippe zurück und öffnet leicht das Maul. Dieser Vorgang wird auch als Flehmen bezeichnet.
Auch wenn ein Männchen die Spitze der Rangordnung einnimmt, kann es sich mit einem Weibchen nur mit dessen Zustimmung paaren. Hierzu legt sich die Löwin auf den Bauch und erlaubt dem Männchen, sie zu besteigen. Während der Kopulation beißt der Kater der Löwin in den Nacken. Dadurch hält diese instinktiv still. Lässt eine Löwin die Kopulation zu, so paaren sie sich alle 15 Minuten etwa 40 Mal am Tag, wobei ein Kopulationsakt etwa 30 Sekunden dauert, bis die Paarungsbereitschaft der Löwin nach etwa fünf Tagen beendet ist.
Nach einer Tragzeit von etwa vier Monaten bringt die Löwin abseits vom Rudel und versteckt ein bis vier blinde Junge zur Welt, die jeweils etwa 1,5 kg wiegen und 50 cm groß sind. Sie werden etwa sechs bis acht Wochen nur von der Mutter gesäugt und bleiben während dieser Zeit auch im Versteck. Ist dieses weit vom Rudel entfernt, geht die Mutter allein auf Jagd. Dabei kann es vorkommen, dass die Jungen bis zu 2 Tage allein im Versteck bleiben. Dies ist besonders wegen Hyänen und anderer Raubtiere gefährlich. Nach maximal 8 Wochen führt die Löwin ihre Jungen zum Rudel. Dabei gibt es selten Probleme mit der Akzeptanz.
Die jungen Löwen saugen ab diesem Zeitpunkt nicht nur bei der Mutter, sondern auch bei den anderen Weibchen, so dass die Erziehung allen weiblichen Mitgliedern des Rudels obliegt. Im Alter von sechs Monaten werden Löwenjunge entwöhnt, sie bleiben dann noch ungefähr zwei Jahre bei der Mutter.
Die Lebensdauer eines Löwen kann vierzehn bis zwanzig Jahre betragen. In der Regel erreichen jedoch nur Weibchen ein solches Alter. Männchen werden im Regelfall vorher von einem jüngeren Konkurrenten getötet oder vertrieben, finden kein Rudel mehr und verhungern. Häufig werden sie daher nicht älter als sieben bis zwölf Jahre. Im Zoo können Löwen bis zu 34 Jahre leben.
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Ernährung
Die Jagd findet meist in der Dunkelheit oder in den kühleren Morgenstunden statt. Zu den Beutetieren gehören vor allem Antilopen, Gazellen, Gnus, Büffel und Zebras, aber auch Hasen, Vögel und manchmal Fische. In manchen Gegenden spezialisieren sich Löwen auch auf eher untypische Beutetiere. Im Chobe Nationalpark schlagen Löwen in großen Rudeln mit Gruppenstärken von etwa 30 Tieren in der Savuti-Region regelmäßig selbst ausgewachsene Elefanten und am Linyanti-Fluss Flusspferde. Junglöwen gehen im Alter von drei Monaten zum ersten Mal mit der Mutter zur Jagd. Erst im Alter von zwei Jahren haben sie die Jagdkunst erlernt. Da Löwen nicht gerade ausdauernde Läufer sind, können sie ihre Höchstgeschwindigkeit von etwa 60 km/h nicht lange durchhalten. Sie müssen sich deshalb im Normalfall bis auf einige Meter an die Beute heranpirschen. Die Löwinnen umkreisen die Beute und schleichen sich geduckt oft über mehrere hundert Meter an die Beute heran, wobei jede Deckung ausgenutzt wird. Je näher sie der Beute kommen, desto mehr wird auf die Deckung geachtet. Ist eine Distanz von etwa 30 Metern erreicht, so wird die Beute von der Löwin mit mehreren Sätzen angesprungen. Jeder Sprung kann bis etwa 6 Meter lang sein. Die Beute wird durch einen Kehl- oder Nackenbiss getötet. Da sie in offenen Räumen jagen, erhöht die gemeinsame Jagd die Chance erfolgreich Beute zu schlagen. Dabei treiben sie sich auch gegenseitig die Beute zu. Trotzdem ist nur etwa jeder fünfte Versuch erfolgreich. Ein weiterer Vorteil der gemeinsamen Jagd ist, dass die Beute im Rudel leichter gegen andere Räuber wie Wildhunde und Hyänen verteidigt werden kann.
Die Männchen des Rudels beteiligen sich in der Regel nur in Ausnahmefällen an der Jagd, beispielsweise in Mangelzeiten oder wenn sehr große Beutetiere wie Büffel angegriffen werden. Nach dem Jagderfolg macht sich die Rangfolge im Rudel bemerkbar. Das Männchen darf zuerst fressen, es folgen die ranghöchsten Weibchen, zuletzt die Jungen. Am Kadaver kommt es nicht selten zu Rangkämpfen, bei denen sich die Rudelmitglieder blutige Wunden holen.
Oft fressen Löwen auch Aas. Männliche Löwen, die aus einem Rudel vertrieben worden sind, müssen sich oft ausschließlich auf solche Nahrung verlegen. Sie sind sehr rabiat dabei, andere Raubtiere wie Leoparden oder Geparden von ihrer Beute zu vertreiben. Oft werden auch Tüpfelhyänen von ihrer Beute vertrieben − und nicht umgekehrt, wie früher angenommen wurde. In einigen Gebieten Ostafrikas jagen Löwen den Hyänen 70% ihrer Jagdbeute ab. Quelle: Material u.a. aus Wikipedia
Ordnung: |
Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie: |
Katzenartige (Feloidea) |
Familie: |
Katzen (Felidae) |
Unterfamilie: |
Großkatzen (Pantherinae) |
Gattung: |
Panthera |
Art: |
Löwe |