Ägypten - Wirtschaft



Das Wirtschaftswachstum in Ägypten wird durch durch den geringen Anteil von Ackerland (weniger als 5% der Fläche) als auch eine große und schnell wachsende Bevölkerung begrenzt. Nach 1945 wurde ein großer Teil der Mittel und Energie für die Vorbereitung eines Krieges gegen Israel und nach den israelisch-arabischen Kriegen für Wiederaufbau verwendet. Der Anteil der Industrie erhöhte sich im 20. Jahrhundert, vor allem nach 1952. Der Staat besitzt einen Großteil der Wirtschaft und spielt eine entscheidende Rolle bei der Planung. Jedoch befindet sich Ägypten seit einigen Jahren auf dem Weg zu einer dezentraleren Marktwirtschaft, ausländische Investitionen nehmen zu.

Die landwirtschaftlichen Flächen werden intensiv genutzt, in der Regel gibt es zwei, manchmal drei Ernten pro Jahr) und die Erträge pro Hektar sind extrem hoch. Die Kontrolle der Wassermengen im Nil durch den Assuan-Staudamm erweiterte die Anbauflächen erheblich, durch die wachsenden Bevölkerung kommt es jedoch nicht zu nennenswerten Überschüssen in der Landwirtschaft. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in Ägypten sind klein und arbeitsintensiv. Ein Drittel der ägyptischen Arbeiter sind in der Landwirtschaft beschäftigt. Die wichtigsten Kulturpflanze in Ägypten ist Baumwolle, daneben wird Reis, Mais, Weizen, Bohnen, Tomaten, Zuckerrohr, Zitrusfrüchte und Datteln angebaut. Nutztiere im Land sind Rinder, Wasserbüffel, Schafe, Ziegen, Esel, ausserdem gibt es in Ägypten auch eine Fischerei-Industrie.

Im Land werden Erdöl und Erdgas (vor allem im Golf von Suez) gefördert; die wichtigsten Mineralien sind Eisenerz, Phosphate, Salz, Mangan, Kalkstein, Gips und Gold. Kairo und Alexandria sind die wichtigsten industriellen Zentren, große Produktionsanlagen befinden sich auch in den anderen Städten im Niltal und Delta sowie in Port Said und Suez. Die wichtigsten Industrien sind Mineralölverarbeitung, Textilien, Chemikalien, Pharmazeutika, Kohlenwasserstoffe, Baustoffe und Metalle. Lebensmittelverarbeitung und Tourismus sind ebenfalls wichtig, Transitgebühren aus dem Suez-Kanal sind eine weitere wichtige Quelle für Devisen. Das Schienen-und Straßennetz sind verläuft hauptsächlich entlang der Mittelmeerküste und im Nil-Tal.

Die wichtigsten Exporte sind Roh- und raffineriertes Öl, Baumwolle, Textilien, Metall, und chemische Produkte. Den grössten Importanteil machen Maschinen, Lebensmittel, chemische Produkte, Holz, Brennstoffe und Konsumgüter aus. Die bedeutendsten Handelspartner sind die USA, Italien, Deutschland, Frankreich und Saudi-Arabien.
 
Damit ist Ägypten auch zu einem Hersteller geworden und exportiert fertige oder zumindest halbfertige Güter, was in der Entwicklung zu einem Industriestaat schon ein großer Schritt ist. Diesen sind viele andere Länder auf dem afrikanischen Kontinent noch nicht gegangen. Sie sind immer noch nur Lieferant von Rohstoffen, die zudem auf dem Weltmarkt zu niedrigen Preise gehandelt werden. Trotzdem hat Ägypten noch einen weiten Weg vor sich.

Seit den 1970er Jahren erhielt Ägypten Milliarden Dollar Hilfsgelder von den USA, den arabischen Nachbarstaaten und europäischen Nationen. Die ineffizienten staatlichen Industrien, der aufgeblähte öffentliche Sektor, und große militärische Investitionen führten jedoch zu Inflation, hoher Arbeitslosigkeit, einem hohen Handelsdefizit und schwerer öffentlicher Verschuldung. In den 1990er Jahren wurden mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds eine Reihe von wirtschafts-und finanzpolitischen Reformen durchgeführt, dies scheint eine positive Wirkung auf die Wirtschaft zu haben.
Autor: Remo Nemitz