Das Volk der Tuareg
Die Tuareg dürften wohl das bekannteste unter den Völkern der Sahara sein. Die geheimnisvolle Verschleierung der Gesichter der Männer fiel bereits frühesten europäischen Reisenden auf. Ausserdem trug ihre Bewaffnung mit langen Schwertern und Schildern sowie die weißen Reitkamele stark zu ihrem Ruf als "Ritter der Wüste" bei, ein Ruhm, den nicht zuletzt auch die ersten, meist kriegerischen Begegnungen mit den europäischen Kolonialtruppen gegen Ende des vorigen Jahrhunderts begründeten.
Ihr heutiger Name Tuareg, den ihnen die Araber gaben, leitet sich von dem Wort Targa her, der alten Bezeichnung für die libysche Oasenregion des Fezzan.
Anthropologisch repräsentieren die Tuareg ziemlich rein den saharisch-berberischen Typus. Auch linguistisch zeigt sich deutlich die Abstammung der Adelskasten von den alten Sahara-Berbern. In dem Wort Amazigh ("Adliger") ist die gleiche Wortwurzel MZG enthalten wie in alten römischen Bezeichnungen (Maxitani, Maxyer, Makäer).
Die Tuareg sind das klassische nomadische Viehzüchtervolk der Sahara und der südlich angrenzenden Savannen. Die meisten Nomadenfamilien wandern mit ihren Vieherden nur in einem kleinen Radius um die Lagerplätze, einige wenige ziehen aber noch wie vor Jahrhunderten mit den Kamel-Karawanen von den saharischen Salzlagerstätten wie Amadror, Bilma (Niger) und Taoudeni (Mali) 800 km weit zu den Märkten im Sahel, um dort Steinsalz gegen Hirse zu tauschen. Die als Adlige Beschäftigung angesehene Kamelzucht bildet die Grundlage der Viehaltung bei den saharischen Stämmen, die im südlichen Sahel lebenden Gruppen halten dagegen in großer Zahl Ziegen, Schafe und Rinder. Die Nahrung der Nomaden besteht aus Milch, Milchprodukten (Butter, Dickmilch) und Getreide, das die abhängigen Bauern liefern müssen. Die Sammelwirtschaft (Gräsersamen) stellt für viele Familien besonders in Dürrezeiten eine wichtige Ergänzung der Ernährung dar. Früher, als die Steppen noch wildreicher waren, jagte man auch Antilopen, Gazellen und Strauße.
Die nomadischen Tuareg leben in mobilen Zelten. In der Sahelzone werden die Mattenzelte aus Palmwedeln gebaut. In der Sahara werden Lederzelte, die aus 30 bis 40 Schaf- und Ziegenfellen bestehen, genutzt. Beim Zeltaufbau wird zuerst die Bogenkonstruktion aufgerichtet, dann die Möbel platziert und abschließend Dach und Seitenwände bespannt. Viele Tuareg leben bereits in Städten, da das Leben hier im Vergleich zur Wüste als moderner gilt. Zum Teil lassen Tuareg sich an Oasen nieder, gründen eigene Siedlungen und betreiben Ackerbau.
Die Tuareg müsssen immer noch um das Recht kämpfen, von ihren jeweiligen Landesregierungen als freies Volk anerkannt zu werden und ihren Tradition folgen zu dürfen. Im 19. Jahrhundert kam es in der Sahara immer wieder zu Konflikten mit der französischen Kolonialmacht bis 1917 ein Friedensvertrag geschlossen wurde. Nachdem sich Frankreich als Kolonialmacht aus Westafrika zurückzog, wurde das Gebiet der Tuareg zwischen Mali, Niger und Algerien aufgeteilt, kleinere Siedlungsgebiete der Tuareg wurden weiteren Sahara- und Sahelstaaten zugeteilt. Von 1990 bis 1995 kam es in Mali und Niger aufgrund von Unterdrückung der Tuareg zu Rebellionen der Nomaden. Ein auch im Westen bekannt gewordener Führer des Tuareg-Aufstandes war Mano Dayak. Die Aufstände führten Mitte der 1990er Jahre zu Friedensverträgen. Seit 2007 gibt es eine neue Tuareg-Rebellengruppe Mouvement des Nigériens pour la Justice, die einen Anteil des Gewinns aus dem Uranabbau in Niger fordert.
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